Hochregal-Lager aus Holz

Eine Hochregallagerhalle in Holzbauweise, errichtet nach streng ökologischen Kriterien: Das für die Firma Sonnentor realisierte Projekt steht für innovative Nachhaltigkeit. Es ist in Österreich das erste seiner Art und setzt einen neuen Maßstab im heimischen Holzbau.

Die Errichtung einer Hochregallagerhalle in Holzbauweise war der erste Schritt beim Bau eines neuen Logistikzentrums für die Firma Sonnentor. Erklärtes Ziel: Das Projekt sollte nach streng ökologischen Kriterien errichtet werden. Den zentralen Fokus der Planung bildete daher von Beginn an die Verwendung von Holz. So wurde ein Teil der Außenwände in Holzbauweise errichtet; das Hochregal selbst entstand zur Gänze aus Holz.

Nachhaltig lagern auf großer Fläche: Holz als zentrales Element

Die Lagerhalle entstand auf rund 3.000 Quadratmeter Fläche. Mit 19 Meter Höhe und acht Lagerebenen bietet sie Platz für 8.500 Paletten, die mit einem halb automatischen Schmalgangstapler transportiert werden.

Die Außenwände der Halle sind in zweierlei Bauweisen ausgeführt: Unter Gelände als Betonhohlwände, darüber als Holzwände. Die Lärchenholz-Fassade (im Detail: 12 cm BSP-Holzplatte, 16 cm Steinwolledämmplatte, Fassadenfolie, Konterlattung, Lärchenschalung unbehandelt) umfasst insgesamt eine Fläche von 1.400 Quadratmeter.

Die Notwendigkeit von Stahlbetonwänden ergab sich aufgrund der topografischen und brandschutztechnischen Anforderungen. Sie sind von außen sichtbar und zeigen die Brandabschnittsbildungen künftiger Ausbauschritte. Von innen betrachtet folgen die Stahlbetonwände dem natürlichen Geländeverlauf.

Das Herzstück des Projekts ist das Regalsystem selbst. Die Hochregale in der Lagerhalle sind gänzlich aus Holz entstanden – ein nachwachsender, regionaler Rohstoff, und damit klimaneutral. Es kamen 2.400 Kubikmeter Fichten-Brettsperrholz, 60 Kubikmeter Brettschichtholz und 330 Kubikmeter Fichten-Konstruktionsvollholz zum Einsatz, außerdem 2.500 Kilogramm Voll- und Teilgewindeschrauben als Verbindungsmittel (97.000 Stück). Das Holzregalsystem ist das zentrale statische Element der Lagerhalle: Es leitet sowohl die Lasten der eingelagerten Produkte, als auch die Dach-, Wand-, Wind- und Schneelasten in das Fundament ab.

Ökologie als ganzheitliches Konzept: Kurze Transportwege und Sonnenstrom

Die Verwendung von Holz im Regalsystem ist nicht die einzige klimaschonende, fortschrittliche Vorgehensweise, die beim Projekt zum Einsatz kam. So wurde etwa beim Baugrubenaushub eine große Menge CO2 eingespart: Zur Vermeidung weiter Transportwege wurde direkt am angrenzenden Grundstück eine Aushubdeponie angelegt, die die Deponierung der gesamten Aushubmasse möglich machte – rund 5.000 LKW-Fuhren konnten so eingespart werden. Für Schüttungen und Hinterfüllungen wurde jenes Felsmaterial an Ort und Stelle rezykliert und wiederverwendet, das im Zuge des Aushubs gewonnen wurde. Insgesamt umfasste der Bodenaushub 60.000 Kubikmeter, davon waren 33.000 Kubikmeter Felsabtrag.

Außerdem wird das großflächige, extensiv begrünte Flachdach der Lagerhalle genutzt, um Sonnenstrom herzustellen. Hier befindet sich eine Photovoltaikanlage (240 KWp), die das nachhaltige Konzept des Projekts abrundet. Im Detail wurde das Dach folgendermaßen ausgeführt: 10 cm Dachscheibe BSP-C24 3s, Dampfsperre, 20 cm Steinwolledämmplatte, Bitumenabdichtung 2-lagig, Drän- und Wasserrückhalteelement, Filterflies, 10 cm Ziegelsplittsubstrat mit extensiver Begrünung.

Mit dem Sonnenstrom gespeist werden auch die Ladestationen (160 KW) für zwei E-LKW, die sich vor dem Hochregallager befinden.

Haus- und Elektrotechnik: Sicher – ressourcenschonend – wohltemperiert

 Um Bränden vorzubeugen, befindet sich im Untergeschoß der Lagerhalle eine Sprinkleranlage mit zwei Sprinklerbecken, die ein Fassungsvermögen von ca. 930 Kubikmeter Löschwasser aufweisen. Im Hochregallager wurden rund 7.000 Sprinklerköpfe eingebaut. Zudem wurde eine Brandmeldeanlage mit Vollschutz in Kombination mit einem Rauchansaugsystem installiert.

Damit der Energieverbrauch so gering wie möglich bleibt, werden die Beleuchtungsanlagen innen und außen mit Bewegungsmeldern gesteuert; die Beleuchtung im Hochregallager wird mit Bewegungsmeldern gangweise geschaltet. Die Beleuchtung wird also nur bei Bedarf aktiv.

Die Holz-Lagerhalle soll Kräutern und Gewürzen ein optimales Zuhause bieten. Daher ist die Einhaltung der klimatischen Vorgaben zur Lagerung eine absolute Notwendigkeit. So wird die Halle im Sommer auf maximal 18 Grad gekühlt; im Winter fällt die Temperatur nicht unter fünf Grad. Erreicht wird die optimale Temperierung durch die Installation eines Heiz-Kühl-Systems mit zwei Luft/Wasser-Wärmepumpen (Wärmeabgabe über Bauteilaktivierung der Stahlbetonfundamentplatte, Umluftkühler unter der Decke und Heiz-Kühlregister im Lüftungsgerät). Hiermit setzt sich der Fokus auf Ökologie und Nachhaltigkeit auch im Bereich der Haus- und Elektrotechnik fort – und dient als roter Faden durch ein Projekt, das im österreichischen Holzbau eine klare Vorreiterrolle einnimmt.

Mehr Infos zum Projekt gibt es auf unserem Blog und auf der Website von Holzbau Austria. 

Fotos: Helmut Mitter

 

 

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